Dresden 27. Juni - 1. Juli 2012

 

Die Idee zum Maltreffen, mit Mitgliedern aus dem »Kreatives Malen Forum«, entstand ganz spontan. Eine kleines Video per YouTube, wie Blütenblätter einer einzelnen Geranienblüte in zwei Pinselstrichen gemalt werden können, war der Anlass zur Reise und einem Malertreffen in Dresden. Auf meine Bemerkung hin, ich müsste das halt besser persönlich zeigen können, packte Christa die Gelegenheit und fragte mich, ob ich denn nicht kommen könnte. Und schon waren wir mitten drin in der Reiseorganisation.

 

Unsere Hunde mussten mit. Die Katze und das Blumengiessen in unserem Garten übernahm unsere liebe Nachbarin. Nachdem wir Mittwochmorgen den Hunden noch ihren gewohnten Lauf im Wald gönnten und ihr Futter noch zu Hause, starteten wir ins Abenteuer Dresden.

 

Bei Bregenz fuhren wir über die Landesgrenze, und weil wir kein Pickerl für den Pfändertunnel kaufen wollten, haben wir uns mühsam durch die Stadt Bregenz gewürgt. Um die Mittagszeit war der erste Picknick unterwegs fällig. Thomas erstand für die Reise eine Kühlboxe, die man im Auto an die Batterie anschliessen kann. Hat übrigens über die ganze Reise bestens funktioniert, auch im Hotelzimmer konnten wir alles kühlen, vor allem das Hundefutter. Nicht weit von der Autobahn entdeckten wir einen idyllischen Platz an einem kleinen Stausee, wo es auch den Hunden gefiel, sie konnten entlang dem Wasser sich frei bewegen. Nachher ging es weiter Richtung Kulmbach, wo wir übernachten wollten.

 

Im Internet hatten wir dort ein Zimmer auf einem Reiterhof gebucht. Wie üblich sieht man auf den Fotos die Hotelansicht immer sehr schön dargestellt, in Natura sieht es dann meist etwas anders aus. Doch das Zimmer war sauber und zum einmaligen Übernachten längst ausreichend. Beim Bezug des Zimmers fiel mir gleich das Kunstwerk in Öl über dem Bett auf, in prunkvollem Goldrahmen. Das musste ich doch gleich mit der Digi festhalten.

 

Eine warme Küche für Gäste gab es im Reiterhof nicht. Die Suche nach etwas Essbarem blieb also uns überlassen. Bei der ersten Lokalität wurde uns ein Hirsch- oder Rinderbraten mit Kraut angeboten. Aber bei 30° am Schatten konnte uns dieses Gericht nicht verführen. Mit scharfem Blick hat Thomas im Vorbeifahren in der Umgebung einen Griechen entdeckt; und dort haben wir dann wie die Fürsten geschlemmt, wirklich sagenhaft geschlemmt. Von nach dem Essen mit vollem Bauch ins Bett fallen, war keine Rede. Vor dem Reiterhof, auf den einfachen Holzbänken der Hauswand entlang, hatten sich fünf Frauen niedergelassen. Sie kamen gerade vom Turnen. Während auf dem grossen Stall-TV der Match Italien-Portugal über den Bildschirm flimmerte, wurde auch die Diskussion mit den Damen sehr angeregt und unterhaltsam, begleitet von kühlem Hopfengebräu.

 

Das Frühstück fand in der Wohnstube des Reiterhofs statt. Unter den Ölportraits der verstorbenen Reiterhofahnen, und alten Schwarzweissfotos von Pferdezuchtschauen, Pokalen und Rosetten, Sporen und Zaumzeug, verstaubten Blumengestecke und kitschigen Nippsachen, Orchideen mit vertrockneten letztjährigen Blüten auf dem Fenstersims in den winzigen Fensterchen - ein Sammelsurium sondergleichen - frühstückten wir. Nur schade hatte ich da den Fotoapparat nicht mit. Das Frühstück war OK, und nachdem die Wirtin die auf dem Hof die frei laufenden Pferde im Zaum hielt und den riesigen Rhodesian Ridgeback (afrikanischer Löwenhund) weg gesperrt hatte, konnten wir und die Hunde unversehrt die Reise fortsetzen.

Der nächste Abstecher führte uns auf die Passenburg, hoch über der Stadt Kulmbach thronend. Der Blick über die wunderschön renovierte Altstadt war einmalig schön.

 

Bis Dresden war es dann nicht mehr weit. Darum trafen wir auch im »Wilden Mann« zu früh ein. Die Dame an der Reseption wollte uns noch nicht ins Zimmer lassen. Die Dusche und saubere Kleider mussten also noch warten. Den Hunden war das recht so, sie kamen zu einem Rundgang im nahen Wald. Auch unser Magen machte sich bemerkbar. Gut trafen wir im Wald auf einen einladenden Biergarten, den Wald-Max. Unter den Sonnenschirmen auf der Terrasse nahmen wir Mittag- und Abendessen gleichzeitig ein, ein kulinarische Abenteuer unbekannter ostdeutscher Speisen begann. Ich bestellte den Hackepeter. Die Prophezeiung von Thomas, dass ich dann wohl die Nacht nicht im Bett sondern an einem anderen Örtchen verbringen würde, habe ich überhört. Der Hackepeter schmeckte. Es zwar nicht Rindsfilet und kein Tatar, doch meine Verdauung hatte überhaupt nichts dagegen. Thomas versuchte sich mit Matjesfilet. Beim Wald-Max gefiel es uns ausgesprochen gut und wir hofften, dass ein Treffen mit den Forenfrauen und ihren Männern dort stattfinden könnte. An dieser Stelle sei etwas über das Wetter gesagt: es war die ganze Reise über das herrlichste Sommerwetter, nur manchmal und vor allem abends etwas arg heiss, halt eben Sommer, den wir eigentlich immer haben wollen.

 

Zurück im Hotel konnten wir nun auf unser Zimmer. Da rief ich dann auch gleich Anita an, ob wir uns im Wald-Max treffen könnten. Aber Anita hatte überhaupt nicht damit gerechnet, dass ein Treffen schon am ersten Abend stattfinden würde. Sie glaubten, dass wir erst einmal uns von der Reise erholen müssten. Die arme Anita, ich habe gleich schon ihre ganze Organisation über den Haufen geworfen. Und dann war ja noch das EM-Spiel Deutschland - Italien, und die Männer waren sicher nicht vom TV wegzubekommen. Doch Anita schaffte es ihren Mann Wolfgang zu mobilisieren, wenigstens bis zum Spielbeginn. Unterdessen hatte ich auch Bärbel angerufen. Bärbel kam von Berlin angereist und war froh, dass sie den Abend nicht allein verbringen musste.

 

Punkt 19.00 Uhr warteten wir in der Halle also auf Anita mit Mann und auf Bärbel. Anita meinte am Telefon, dass Christa und Christine wohl nicht mit so einem schnellen Treffen gerechnet hätten. Thomas versuchte auf der Terrasse einen Tisch für uns frei zu halten. Bei diesen vielen Gästen, an diesem herrlichen Sommerabend, war das ein schwieriges Unterfangen. Auf dem Weg zur Terrasse kam mir Anita mit einer Rose in der Hand entgegen. Auch ohne die Rose hätte ich Anita sofort erkannt. Die Begrüssung war so herzlich, so als hätten wir uns als ganz alte Freundinnen schon immer gekannt. Bärbel sass auch schon an einem Tisch, und wartete gespannt was da passieren würde. Keine Frage - Anita und ich haben Bärbel sofort erkannt. Und dann ging das Geschwafel bei uns drei Frauen los - aber wie. Leider sahen wir schon da, dass Bärbel sehr unter der Hitze litt. Sie sagte, dass ihr Hotelzimmer ebenso heiss wäre. Auch die Anfahrt bis zu unserem Hotel wäre sehr weit und ohne Navigation im Auto echt schwierig. Aber wenigstens diesen einen Abend konnten wir zusammen mit Bärbel geniessen. Dem Maltreffen am nächsten Morgen sahen wir alle mit grosser Spannung entgegen.

 

Freitagmorgen um 9 Uhr

 

Anita konnte in der Pflegestation den Raum wo sie Malunterricht gibt für zwei Tage buchen. Ein perfekter Raum, bestens geeignet zum Malen, mit Tageslicht und viel Platz. Drei von Anitas Schülern nahmen am Maltreff ebenfalls teil. Maria, Gerti und ? Und an diesem Morgen habe ich endlich auch Christine und Christa begrüssen können. Bärbel war auch schon da, Christa hat sie in ihrem Hotel abgeholt. Wie schon am Abend zuvor, hatten wir alle sogleich einen guten Draht zueinander gefunden. Dann stand Anita zu einer Begrüssungsrede auf und überreichte mir viele Geschenke, die sie zusammen für mich ausgesucht hatten. Eine leuchtende Frauenkirche, bei dieser wir dann zu Hause feststellten, dass wir sie gar nicht an unserer Steckdose anschliessen können. Aber Thomas wird das noch ändern können. Anita schenkte mir das Original ihrer gemalten Frauenkirche. Ich weiss, wie schwer sie sich von diesem einmaligen Werk trennt. Liebe Anita, es wird einen Ehrenplatz bei uns zu Hause erhalten. Von Christine bekam ich das Original der Dresdener Brücke, das Bild, das sie einmal im Forum zeigte. Auch dieses Bild wird bei uns einen schönen Platz an der Wand bekommen. Christa vermachte mir drei Kopien von ihren schönsten Bildern. Allen an dieser Stelle nochmals herzlichen Dank, ich weiss eure Geschenke zu schätzen. Als Gegengeschenk brachte ich für alle ein Exemplar meines Märchenbuchs »Der Traumdieb« mit.

 

Einen ganz speziellen Dank geht an Dagmar, die gute Fee der Pflegestation. Eine ganz liebe und aufmerksame Person, die für unser Wohlergehen sehr besorgt war. Mittags gab es heisse Würstchen und sie strich feine Brötchen mit Lachs und Wurst belegt. Beim Malen kam Dagmar immer wieder vorbei, um unser Schmutzmalwasser auszuwechseln. So einen tollen Service habe ich noch nie erlebt.

 

Auch an diesem Morgen stieg das Thermometer im Malraum wieder gegen die 30°. Bärbel litt und wurde stiller und stiller, bis es einfach nicht mehr ging. Christa fuhr Bärbel zurück ins Hotel, wo sie sich hinlegen sollte. Aber das Zimmer dort war auch nicht kühler, so sah Bärbel nur noch den einen Ausweg, sich im Auto Kühlung zu verschaffen. Leider haben wir später dann erfahren, dass Bärbel sich auf dem Heimweg nach Berlin begeben hat. Sicher für sie die richtige Entscheidung, wir haben das alle sehr bedauert.

 

Unserer alten Hündin, Maxine, bereitete die Hitze, die vielen fremden Menschen und die Reise ebenso Stress. Sie erbrach sich mehrmals und hechelte über die ganze Zeit. Zum Glück war der Boden im Malraum aus Fliesen, so konnte ich alles gut wegwischen. Nurja hingegen fühlte sich unter den fremden Menschen wohl, inspizierte den ganzen Raum und ging von einem zum anderen um Freundschaft zu machen. Sie legte sich aber dann auch ruhig auf ihrer Decke für ein Schläfchen. Kromfohrländer sind halt einfach Sensibelchen. Maxine wollte sich nicht erholen; Thomas musste von seinem Ausflug in die sächsische Schweiz zurück geholt werden. Und als er wieder bei uns war, ging es auch Maxine besser.

 

Ein Rosenbild nach Hofer war die erste Aufgabe an diesem Morgen. Ich habe viel über das Fliessenlassen erzählt und vorgezeigt. Ich ging von einem zum anderen und half bei der Umsetzung. Wir haben auch darüber gesprochen, wie man die Tiefe in einem Motiv gut einbringt. Auch wie man verblasste und trockenen Farben wieder auffrischen kann. Alle Rosenbilder der Teilnehmer sind sehr schön geworden und ich glaube, alle haben sich über ihre Werke gefreut. Nach dem Imbiss am Mittag unternahmen Anita, Christine und ich mit den Hunden einen kurzen Spaziergang zur nahen Elbe hinunter, während Christa mit Bärbel ins Hotel fuhr.

 

Um 17.00 Uhr haben wir die Pinsel weggelegt, damit wir uns alle für den Abend frisch machen und etwas ausruhen konnten. Um 19.00 Uhr war das Treffen im Wald-Max angesagt, mit den Männern von Christine, Christa und Anita. Die Forelle und vor allem meine Ofenkartoffel mit Sauercreme waren Spitze. Es wurde ein gemütlicher Abend, und Gesprächsstoff war zu Genüge vorhanden. Und die Temperatur? Ja, es war sehr heiss....

 

Samstagmorgen um 9 Uhr wieder im Malraum

 

Die Rosenbilder wurden noch fertig gemalt, und nachher die »Kühmatt«, das neue Monatsprojekt vom Forum, in Angriff genommen, d.h. erst mit Bleistift vorgezeichnet. Thomas fand sich bereit bei der Perspektive zu helfen, meinte aber, dass alle die Perspektiven ganz gut selber hinbekommen haben. Dann verabschiedete sich Thomas und fuhr nochmals in Richtung sächsische Schweiz. Diesmal klappte sein Ausflug nach Rathen, dann mit der Fähre über die Elbe, zu den eigentümlichen Felsenformationen der Bastei.

 

Unser Mittagessen begann mit einer Flasche Rotkäppchensekt. Später malten wir dann noch kurz bei der Zeichnung der Wallfahrtskappelle »Kühmatt«. Etwas Zeit blieb uns noch um das Japanpapier in Angriff zu nehmen, mit Stiefmütterchen. Ach, ich hätte noch viel zeigen können, aber ich glaube, das Gezeigte müssen die Dresdener Maler nun erst einmal verarbeiten. Ich hoffe, dass ich Anita und ihren Malschülern einiges mitgeben konnte.

 

Zum Treffen mit den Männern zum Abendessen begaben wir uns zur »Dresdener Aussicht« auf der Südseite von Dresden, auf einer Aussichtsterrasse mit einmaligem Blick über die ganze Stadt. Ich glaube die Bilder sprechen für sich, und auch dieser Abend wurde zum vollen Erfolg.

 

Und was haben wir dort gegessen? Einen ganz speziellen Ausflug in eine uns unbekannte Küche Ostdeutschlands. Ragoutfin wurde uns empfohlen, in der Umgangssprache Würzfleisch genannt. Ich habe gestaunt, noch nie habe ich Fleisch mit Fleisch dekoriert gegessen. Über Google hat Thomas folgendes Rezept gefunden: http://www.kirchenweb.at/kochrezepte/rindfleisch/ragoutfin/ragoutfin.htm . Bei uns sind das Blätterteigpastetchen mit Kalbfleisch-Pilzfüllung an weisser Weissweinsauce.

 

Sonntag, letzter Tag in Dresden

 

Am Sonntagmorgen besichtigten wir drei Stunden die die Schlossanlage Moritzburg und das Fasanenschlösschen. Das war ganz in der Nähe unseres Hotels. Das imposante Schloss war der Sitz vom letzten Sachsenkönig.

 

Nach dieser Besichtigung zog Thomas noch in die Innenstadt. Bei unserem letzten Dresdenaufenthalt 16. - 20. Oktober 2003 haben wir nur die Innenstadt besucht. Jetzt sollten noch Bilder vom Elbufer gegenüber der Altstadt gemacht werden. Einfach wunderschön, Dresden ist eine Reise mehrmals wert.

 

Das Hotel »Wilden Mann« können wir wärmstens empfehlen, sollte der Leser auch einmal nach Dresden fahren wollen. Die Ausgangslage für alle Sehenswürdigkeiten ist perfekt und der Blick von Hotelzimmer aus auf Dresden ist einmalig und überwältigend.

 

Der Abschiedsabend war gekommen. Christa hat uns alle in ihren wunderschönen Garten in Rabenau zum Essen eingeladen. Der Treffpunkt war zuerst am Wohnort von Christa und Klaus. Heute ist es mit der Navigation im Auto einfach, schnell und auf Anhieb findet man jede Adresse. Klaus erwartete uns schon an der Türe. Er fragte mich, ob ich das Eintrittsgeld zu Christas Museum bereit hätte. Spass muss sein, aber hallo, Christa hat in ihrer Wohnung wirklich eine riesige Ausstellung all ihrer Bilder.

 

Klaus und Christa fuhren allen voraus nach Rabenau zum Garten mit Häuschen. Ziemlich steil ging es den Berg hinauf, an einer alten Mühle vorbei. Aber welche Überraschung tat sich da auf, als wir den paradiesischen Garten betraten. Christas ganze Liebe gehört den Blumen. Kein Wunder, dass sie so gerne und gut Blumen malt. Trotz Regen haben wir auf der geschützten Terrasse gesessen und auch gegessen. Wir wurden nur ein bisschen nass, als Klaus mit dem Besen die Wasseransammlung auf der Sonnenmarkise entleeren wollte. Christa hat sich direkt überboten, was sie an Essen aufgefahren hat. Eine riesige Menge an verschiedenen Kuchen, später dann Fleisch mit Knödeln und Salat. Die Stimmung hätte nicht besser sein können, ich glaube, auch da sprechen wieder die Fotos.

 

Dann der Abschied. Von Traurigkeit war nichts zu spüren, wir treffen uns ja wieder, fast täglich im Forum. Glühwürmchen habe ich wahrscheinlich in meiner Jugend zum letzten Mal gesehen, an diesem Abend leuchteten sie zu hunderten auf dem ganzen Weg bis zum Auto... wie schön!

 

Ein tolles Treffen - herzlichen Dank nochmals. 5.Juli 2012