Katzen würden Mäuse kaufen In der Küche klappert laut die
Katzentüre, schwingt auf und zu und droht fast aus dem Rahmen zu
springen. Ich kenne diese Art von rasantem Heimkommen und ahne Böses -
Antonia bringt eine Maus heim. »Oh je, nicht schon wieder!« seufze ich.
Doch Antonia kauert schon mitten in der Küche und hält ein Mäuschen im
Schach. »Kannst das Geschenk gleich wieder mitnehmen, ich will es
nicht!«
Das Mäuschen rennt in Todesangst der Wand entlang und sucht ein Loch. Doch so einfach lässt Antonia nicht von ihrer Beute ab, sie will erst noch lustvoll spielen und quälen. Als Geschenk für mich, war die Maus sowieso nicht gedacht. Dann packt Antonia ihre Beute im Genick und hält sie fest. Ich bin ebenso schnell und packe die Katze auch im Genick. Vor Schreck lässt sie die Maus laufen, und die verschwindet blitzschnell unter dem Geschirrschrank. Verdutzt kauert Antonia vor dem Schrank und starrt angestrengt unter das Möbel. Ihr Schwanz zuckt nervös hin und her, aber vergebens, die Maus bleibt verschwunden. Katzen sind geduldig. Stundenlang lässt jetzt Antonia keinen Blick vom Spalt, nur die Ohrenspitzen bewegen sich. Irgendwann muss die Maus ja wieder hervorkommen. Antonia hat Zeit, viel Zeit. Es sind schon ein paar Tage vergangen, und Antonia‹s Jagdlust hat nachgelassen. Aber das Mäuschen lebt, ich habe es in der Küche gesehen. Possierlich kanbbert es an Brotbrösmeli auf dem Boden. Es verschwindet schnell, wenn es mich erblickt. Auch die Äpfel in der Früchteschale tragen Spuren von Mäusezähnchen, und kleine, braune Würstchen liegen überall herum. Ich bin am Futter zubereiten, für die Hunde. Dazu dudelt der Radio irgend etwas vor sich hin. Halt... da hat sich doch gerade etwas bewegt. Die Küchenpapierrolle neben dem Radio dreht sich ganz langsam und von allein auf, und ein Blatt der Rolle wird hinter das Radio gezogen, wie von Geisterhand. Sowas, die Maus wird wohl immer frecher und fühlt sich bei uns ganz zu Hause. Zudem wohnt sie nicht mehr unter dem Geschirrschrank, sondern jetzt eine Etage höher, auf der Küchenumrandung. »Warte, du kleiner Frechdachs, ich weiss jetzt wo du dich versteckst, hinter dem Radio. Oder vielleicht hinter der Brotbüchse gleich daneben? Oder etwa in der Papierrolle drin?« Vorsichtig rücke ich die Brotbüchse zur Seite. Ich will die Maus davonrennen sehen, aber keine Maus flüchtet. »Spinne ich jetzt", sage ich laut zu mir, "eine Maus kann sich doch nicht in Luft auflösen?" Ich schaue unter das Radio, hinter und unter Brotbüchse und auch in die Küchenpapierrolle hinein. Nichts! Keine Maus! In der Wand sehe ich auch kein Loch, in dieses sie sich hätte verkriechen können. Ich überlege, sie wird doch nicht im Radio drin sein? Hmmm... jetzt nur Ruhe bewahren und eine brauchbare Strategie ausdenken, und am besten Thomas zur Mausverfolgung zuziehen. »Das Radio muss auf die Gartenmauer hinaus!« meine ich, als Thomas kommt. Die Maus soll sich nicht wieder irgend wo anders in der Küche verstecken, aber die Freiheit steht ihr zu, im Garten. Damit ist auch Thomas einverstanden und holt Werkzeug aus dem Keller. Eine ganze Auswahl verschiedener Schraubenzieher werden jetzt auf das Radiogehäuse angesetzt, bis endlich einer passt. Doch das Gehäuse lässt sich nicht öffnen. Alles Schimpfen, über die viel zu vielen und sicher unnötigen Schrauben und gegen die übertriebene Technik der Japaner, hilft nicht. Alles Schütteln und Rütteln auch nicht. Mir tut die Maus leid, sie wird eine Hirnerschütterung oder Schädelbruch erleiden. Nun will Thomas gar den Staubsauer einsetzen. Das geht mir entschieden zu weit, solche Tierquälerei lasse ich nicht zu. Dann sucht er weiter nach versteckten Schrauben. Endlich hat das Gehäuse ein Einsehen und lässt sich abheben. Thomas ist gereizt und schimpft über Antonia. Er inspiziert jetzt die freigelegte Elektronik im Radio, aber keine Maus ist zu sehen. Er kratzt sich am Kopf und ich kann mir ein Lachen nicht verkneifen. Die Maus sitzt gar nicht da wo wir sie vermuten, sondern daneben im Lautsprecher. Nur- dahinein kommt man auch mit allem Auf- und Abschrauben nicht. »Wir spülen sie mit Wasser hinaus!« schlage ich vor. »Das fehlt gerade noch" knurrt Thomas, "dann geht das Radio noch ganz kaputt!" »Also, dann lassen wir das Radio halt über Nacht einfach im Garten und hoffen, dass die Maus diese Gelegenheit wahr nimmt und geht" schlage ich vor. Gegen diese Idee hat auch Thomas nichts einzuwenden. Am Morgen ist das Radio dann doch nass geworden, nachts hat es geregnet. Aber Hauptsache ist, die Maus ist gegangen. Antonia kommt angeschlendert. Blinzelt sie mir nicht gerade frech zu? |